Die Rassismus-Debatte hält weiter an. Nach ersten Gerüchten, die lokale Regierung hätte Kuku und Skem für das anstehende Chongqing Major gesperrt, sprechen sich jetzt Caster und Hosts gegen die mögliche Sperre aus und kündigen an, das Event zu boykottieren. Valve gibt weiterhin kein Statement zur Situation.
Die Situation und ihr Ursprung
Vor rund einem Monat machten erst der zu der Zeit für compLexity spielende Andrei ‚Skem‘ Ong und danach TNC’s Carlo ‚Kuku‘ Palad mit unbedachten Äußerungen auf sich aufmerksam. Beide Spieler äußerten sich ihren chinesischen Gegnern gegenüber mit der gleichen Phrase die, wie zu erwarten, als beleidigend aufgefasst wurde.
Was folgte waren erst Tage, dann Wochen in denen aufgebrachte Fans auf eine angemessene Reaktion von Valve warteten. Eine Reaktion, die abgesehen von einem generellen „play fair“ Statement bis heute ausbleibt.
Auszug aus dem Blogpost „The Major and Professional Dota Players“
„We’ve always had an approach of letting the players be themselves, and to express themselves freely. That’s how it’s always been for a long time. However, we also expect pro players to understand that they represent the Dota community regardless of where they are. […] Some people may not agree or understand why certain words are harmful, but it doesn’t make it any less so to those on the receiving end. The language used by multiple players over the last week has caused many of our fans a lot of pain and is not the behavior that we condone. […]
However, we want to be very clear that Valve will not tolerate racist language between pro players in any form. […] It pits fans against each other, belittles and demeans entire groups and makes them feel like they are not as important.“
Heute, mehr als drei Wochen nach Valves „Statement“, steht der DPC weiterhin Kopf. Niemand weiß ob Spieler tatsächlich gesperrt sind, oder welche Folgen eine Teilnahme am Major für die Spieler hätte. Ein klares Statement zum aktuellen Stand des Majors, zur möglichen Sperre Kukus, oder zum Einfluss der örtlichen Regierung bleibt seit mehr als drei Wochen aus.
Der Dota Pro Circuit und das Chongqing Major
Der Dota Pro Circuit wurde ins Leben gerufen, um der Szene eine Stabilität zu geben, die vorher ausblieb. Organisatoren mussten gewisse Pflichten und Bedingungen erfüllen, um Teil des DPC zu werden. So wurden beispielsweise im ersten Jahr des Pro Circuits Events nach ihrer Anmeldung abgebrochen, wenn die von Valve auferlegten Bedingungen nicht erfüllt wurden.
Beispiel für derartige Maßnahmen ist das Galaxy Battles 2 Event. Ursprünglich als Major geplant, entzog Valve dem Turnier zwischenzeitlich den DPC Status, um Spieler vor den Maßnahmen der lokalen Regierung zu schützen. Eine Situation, die der angeblichen Sperre für Kuku augenscheinlich sehr ähnelt. Warum also die Stille bezüglich des Chongqing Majors?
Die Antwort ist wahrscheinlich, dass man sich auf Seiten von Valve erhofft hat, der neutral gehaltene Blogpost würde ausreichen, um die Wogen zu glätten. Valve hat in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass man Flexibilität höher schätzt, als klare Regeln.
Sei es die Diskussion um die Übertragungsrechte im DPC aus dem letzten Jahr, oder die Rassismus-Debatte jetzt: am Ende ist es egal welche Entscheidung bezüglich des Chongqing Majors getroffen wird – eine Seite wird „verlieren“.
Mögliche Folgen für den DPC
Sollte man dem Turnier den Major Status entziehen und sich damit gegen die chinesische Community positionieren, können die Folgen für das erstmals in Shanghai stattfindende The International 2019 massiv werden.
Andererseits bildet die (weiterhin unbestätigte, aber definitiv implizierte) Sperre Kukus einen Präzedenzfall, der gefährlich für die Struktur und Integrität des Pro Circuits ist. Valve kann nicht erlauben, dass eine örtliche Regierung Spieler sperrt, ohne anderen Parteien gleichzeitig einzuräumen, ähnliche Maßnahmen zu ziehen. Jetzt einzuknicken würde bedeuten, den DPC komplett zu entwerten.
Während die Folgen für den übrigen DPC bisher nicht offensichtlich oder wahrnehmbar scheinen, sind die Folgen für das Chongqing Major deutlich. So haben sich im Laufe der letzten Stunden verschiedene Caster und Hosts der englischen Community zu Wort gemeldet und angekündigt, das Major zu boykottieren. Ausgelöst durch GranDGrant, folgten weitere im Aufruf, nicht für das Event zu arbeiten:
same 🙂 i’m not going to any valve event thats in china unless the ban is lifted or dpc is removed. Including TI9. https://t.co/cI8BKuWryL
— Henrik Ahnberg (@AdmiralBulldog) 2. Dezember 2018
It’s the same for me as long as the ban is coming from Chinese local government and not Valve. Just waiting to see what Valve say about it (if anything).
— David Parker | Godz (@BTSGoDz) 2. Dezember 2018
Das Chongqing Major soll in der Zeit vom 19. bis 27. Januar 2019 veranstaltet werden. In Anbetracht der Umstände und der kommenden Feiertage läuft Valve die Zeit davon, ein offizielles Statement zur Situation zu geben.